- 84 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
  Erste Seite (3) Vorherige Seite (83)Nächste Seite (85) Letzte Seite (381)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 


einem musikalischen Wirkungsmechanismus aus, der menschenverachtend und auch irreal ist.

Für die KlangArt war in dieser Beziehung ein Kompromiß notwendig: Da ich nicht davon ausgehen konnte, daß die ideologischen Hintergründe der Anfangswerte akzeptiert werden und das Publikum auch kein Interesse an musikalischen Erfahrungen mit seiner holistischen Einbettung in den Kosmos hat, habe ich die Vorführung auf eine "Demonstration" herabgestuft, sie extrem kurz gestaltet, sie an den Schluß des Vortrags gestellt und mit zweckdienlichen Hinweisen auf rein kompositorische Komponenten der Realisation flankiert. Damit habe ich überwiegend den Intellekt des Publikums angesprochen und mögliche Blockaden gegenüber meinen Intentionen umgangen. (Die drei 5-Minutenabschnitte von Löwe mit Mars über Krebs zu den Zwillingen mit Sonne und Merkur setzen nach dem ISO-Prinzip lebhaft an und führen zu extrem ruhigen Liegeklängen und dem Atemrhythmus gegen Schluß.)

Es ist wichtig, daß die Versuchsdurchführung und -auswertung mit allen Unreinlichkeiten des bundesrepublikanischen Musikbetriebs behaftet ist. Um Beispiele zu nennen, so ist das MIDI-Planetarium an meinem 50. Geburtstag in der Ersten Oldenburger Klangnacht nach einer 4stündigen Einstimmung eines 150 Personen umfassenden Publikums uraufgeführt worden. Eine spätere Aufführung, die auch als Musikcassette verkauft wird, wurde im Zeiss-Großplanetarium in Berlin durchgeführt. In der übernächsten Woche wird auf dem Oldenburger Schloßplatz im Rahmen einer sogenannten arteFAKTA das MIDI-Planetarium eine Art Hintergrundmusik sein. Im Herbst wird auf zwei Festivals das Programm von einem Obertonsänger als Improvisationsgrundlage verwendet.

Zur Auswertung der Versuchsdurchführung werden alle Arten von spontanen Reaktionen hinzugezogen. Bei gezielter Nachfrage interessieren die folgenden Aspekte:


*     Erschien die Musik den Hörern irgendwie "sinnvoll" und/oder "bedeutsam"?

*     War die Musik eine Art "Projektionsfläche" für Gedanken, Gefühle, Bilder usw.?

*     Hat sich die Hörhaltung/-einstellung im Laufe der Darbietung geändert?

*     Was wurde überhaupt bewußt wahrgenommen? Wurden spontane Zuordnungen           zwischen Schallereignissen und kosmischen Phänomenen getroffen?


Bei der Interpretation von Aussagen zu derartigen Fragen spielt die These eine Rolle, wonach trotz der chaotisch wirkenden Komplexität des musikalischen Materials die Hörer intuitiv einen Sinn, eine "höhere Ordnung" erfahren. Die Frage nach der Projektionsfläche steht in Zusammenhang mit den Grundelementen der psychologischen Astrologie. Eine weitere These ist die, daß das MIDI-Planetarium eine bestimmte Art meditativer Musik ist und im Sinne David Peats

F. David Peat, Der Stein der Weisen. Chaos und verborgene Weltordnung

, München 1992 (original 1929)


"schöpferisches Innehlalten" in


Erste Seite (3) Vorherige Seite (83)Nächste Seite (85) Letzte Seite (381)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 84 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II