- 28 -Enders, Bernd: Die Klangwelt des Musiksynthesizers 
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Steuert man die VCO-Frequenz mit der Rechteckschwingung des LFO an,
stehen viele Klangvarianten zwischen Triller, schnellen weiten Toninterval-
len und knatternden Geräuschen zur Verfügung. Bei einer geschickten Einstel-
lung der Steuerspannung und LFO-Frequenz läßt sich so etwas wie eine schein-
bare Zweistimmigkeit erzeugen, wenn man ein schnelles Springen des Tonge-
nerators in einem bestimmten Intervall (z. B. einer Quinte) erreicht (Abb. 9).

Versuchsbeispiel Nr. 6: Keyboardsteuerung und Tastenspiel

Die häufigste Anwendung der VCO-Steuerung besteht im Anschluß einer
Tastatur, neudeutsch: Keyboard genannt. Entsprechend wird der ein (elek-
tronisches) Tasteninstrument spielende Musiker ,Keyboarder' genannt.

Auch eine Synthesizertastatur ist zunächst nur eine Spannungsquelle.
Statt der Tasten, die als Schalter funktionieren, hätte man ebensogut auch
Klingelknöpfe oder eine Taschenrechnertastatur nehmen können. Der Elek-
tronik ist es gleichgültig, wie die nötigen Steuerspannungen verändert wer-
den. Würde man z. B. an den Klappen eines Saxophons entsprechende Schal-
ter anbringen, dann ließe sich ein Oszillator eben von einem Saxophonisten
spielen. (Tatsächlich gibt es sogar ein Synthesizerblasinstrument, nämlich
das wenig bekannte Lyricon.)
Der Grund für die Wahl einer Klaviatur als Synthesizertastatur ist einzig
und allein in der großen Verbreitung des Klavierspiels zu suchen.

Die von der Tastatur erzeugten und zur Steuerung eines oder mehrerer
VCOs dienenden Spannungen folgen dabei wiederum der 1 Volt/Oktave-
Charakteristik. Da eine Oktave insgesamt 12 Halbtöne enthält (d. i. das chro-
matische Tonmaterial der heute bei Tasteninstrumenten gebräuchlichen
gleichschwebend-temperierten Stimmung) entspricht jedem Halbtonschritt
aufwärts auf der Tastatur eine Zunahme von genau einem Zwölftel Volt.
Wenn man beim Anschlag einer Taste, sagen wir, das mittlere ,c', z. B. 3 V
erzeugt, dann werden beim Drücken der nächsthöheren (schwarzen) Taste
(,cis' oder ,des') 3 V plus 1/12 V (= 3,083 V) an den VCO abgegeben, beim
Anschlag der Taste ,d' kommt wieder ein Zwölftel Volt hinzu, usf. Beim
nächsthöheren ,c' sind es dann genau 4 V (Abb. 10).

Und das muß sehr genau eingehalten werden, da sonst unerträgliche Ver-
stimmungen die Folge wären.

Das Keyboard ist beim Soundlab-System intern bereits mit dem VCO ver-
bunden, jedoch nur wirksam, wenn der KBV-Schalter auf 'On' (= eingeschal-
tet) steht. Dieser Eingang beeinflußt die Keyboardspannung nicht, das be-
schriebene 1 V/Okt.-Verhältnis bleibt daher immer konstant, so daß man ganz
normal auf dem Keyboard musizieren kann. D. h. noch nicht ganz normal;


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