- 21 -Enders, Bernd: Die Klangwelt des Musiksynthesizers 
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Ein Beispiel: Wenn wir den Oszillator auf den Kammerton a1 (= 440 Hz)
eingestellt haben, so würde er bei einer zugeführten Spannung von +1 Volt
das nächsthöhere a (a2 = 880 Hz) erzeugen, d. h. pro Volt ergibt sich immer
ein Oktavsprung. (Eine Oktave entspricht einem Frequenzverhältnis von
1 : 2). Beim Anschluß von +2 Volt springt der Oszillator zwei Oktaven auf-
wärts (von a¹ zu a³ mit 1760 Hz). Die häufig anzutreffende Batteriespan-
nung von 1,5 Volt erzeugt ein Intervall (= Abstand zwischen zwei Tönen)
von anderthalb Oktaven (also von a1 zu dis2, Oktave plus übermäßige Quarte).
Vertauscht man die Batteriepole, ergibt sich für den Oszillator eine Minus-
spannung, so daß er in entsprechender Weise nach unten springt. Ändert sich
die Frequenz mit jedem Volt genau um eine Oktave, spricht man von einer
1 V/Okt.-Charakteristik. Die meisten modernen Synthesizer arbeiten heute
mit diesem Frequenz-Spannungsverhältnis, so daß hier praktisch eine Norm
besteht.
Die Möglichkeit der Spannungssteuerung macht den Oszillator des Sound-
lab-Systems zu einem VCO, d. h. Voltage Controlled Oscillator, zu deutsch:
spannungsgesteuerter Oszillator. Alle Synthesizerbausteine, die spannungs-
steuerbar sind, sind an den Zusatzbuchstaben 'VC-' erkennbar.

Schließt man z. B. an dem Steuerspannungseingang ein Fahrraddynamo
an, so kann man an der Tonhöhe des Oszillators hören, wie fleißig man die
Pedale tritt.
Nun ist es jedoch relativ mühselig, durch das Treten eines Fahrradpedals
die Frequenz eines VCOs zu steuern. Hier bietet der Synthesizer selbst er-
heblich elegantere Möglichkeiten, z. B. durch den Anschluß des Joysticks
links neben der Tastatur.

Versuchsbeispiel Nr. 2: Frequenzmodulation mit Joystick

Ein Joystick ist in der Lage, gleichzeitig zwei Spannungen abzugeben, die
außerdem kontinuierlich verändert werden können.

Da der Stab des Joystick sich in alle Richtungen bewegen läßt, entspricht
sowohl der horizontalen (X) als auch der vertikalen (Y) Auslenkung ein be-
stimmter Spannungswert. Mit einer einzigen Bewegung lassen sich also gleich-
zeitig zwei verschiedene Vorgänge der elektronischen Klangerzeugung kon-
trollieren, eine äußerst praktische Einrichtung, wie sich noch zeigen wird.

Zur Steuerung der Oszillatorfrequenz benötigen wir zunächst jedoch nur
eine der beiden Steuerspannungen, die ein Joystick bereitstellt.

Bisher haben wir den nicht regelbaren (also festen; engl. 'Fix') Steuerspan-
nungseingang ('CV' = Control Voltage) des Oszillators für die Regelung seiner
Frequenz (daher 'F', also CV-F Fix) benutzt.


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