- 113 -Enders, Bernd: Die Klangwelt des Musiksynthesizers 
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haben sich nicht durchgesetzt. Synthesizer, deren Mehrstimmigkeit auf dem
Frequenzteilerprinzip der Elektronenorgel basiert (aus einem oder mehreren
Hauptoszillatoren werden durch Frequenzteilung alle anderen Töne für die
Tastatur erzeugt), sind musikalisch nur begrenzt einsatzfähig, da die einzel-
nen Stimmen dynamisch und klanglich nicht unabhängig voneinander sind.
Für alle Stimmen stehen normalerweise nur ein VCA und ein VCF zur Ver-
fügung, die im allgemeinen von einem oder zwei Hüllkurvengeneratoren
gesteuert werden. Die Tastatur kann nämlich konstruktionsbedingt nur
ein Trigger- oder Gatesignal erzeugen. Bei einem mikroprozessorgesteuerten
Keyboard wird dagegen blitzschnell die Tastatur nach allen gedrückten
Tasten abgefragt, die jeweils anliegenden Spannungen und der zugehörige
Triggerimpuls der gedrückten Tasten wird den Oszillatoren und Hüllkurven-
generatoren zugewiesen. Durch Zwischenspeicherung aller Werte und einer
speziellen Rechenlogik (Algorithmus) ,weiß' der Mikroprozessor außerdem,
wo eine Taste freigegeben und eine neue gedrückt wird. Der freigewordene
Oszillator bzw. Hüllkurvengenerator wird dann an die neu gedrückte Taste
angeschlossen. Nur dieses Verfahren gestattet ein mehrstimmiges Spiel mit
unabhängigen Synthesizerstimmen, so als ob mehrere monophone Key-
boards und Synthesizer zur Verfügung ständen. Da nur selten jemand beim
Musizieren gleichzeitig mehr als acht Töne benötigt, reicht ein achtstimmiger
Synthesizer meistens aus.

Durch den Anschluß eines polyphonen Keyboards wird das Soundlab-
System zum polyphonen Synthesizer. Gelegentlich bieten polyphone Key-
boards noch weitere Effektmöglichkeiten wie Arpeggio-Einrichtungen, Ak-
kordspeicherung oder eine dem Glide-Effekt verwandtes Gleiten der Töne
zwischen zwei Tasten in Achtel-, Viertel- und Halbtonschritten (Glissando),
u. a. m.

Klangliche Verbesserungen können durch die Verdopplung oder Verdrei-
fachung der Module (oder wenigstens der VCOs) pro Stimme erreicht werden.
Auch ein monophones System gewinnt durch eine größere Anzahl von
Modulen. Mindestens die wichtigsten Bausteine (VCO, VCF, VCA, ADSR)
sollten je zweimal vorhanden sein.

Grundsätzlich gilt im übrigen die Regel:

Je mehr Module ein (monophoner oder polyphoner) Synthesizer enthält,
desto differenzierter kann eine Klangstruktur aufgebaut werden, desto
lebendiger, subtiler, letztlich musikalischer wird das Klangergebnis. Dies wird
derzeit noch sehr häufig übersehen.

Ein anderes Modul, der Pitch-to-Voltage-Converter (Frequenzspannungs-
umwandler) kann gemeinsam mit einem Envelope Follower (Hüllkurvenfol-
ger) eine Verbindung des Synthesizers mit anderen Instrumenten herstellen.


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