- 104 -Enders, Bernd: Die Klangwelt des Musiksynthesizers 
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Es ist überhaupt sinnvoll, mit Hilfe einer Zufallsspannung weitgehend
unauffällige Modulationen der Ton- und Klanggestaltung zu realisieren, da
auf diese Weise eine wohlklingende Steigerung der Klanglebendigkeit zustan-
dekommt. Auch das Spiel auf einem mechanischen Musikinstrument ist
normalerweise durch viele kleine und zufällige Abweichungen von der
(mathematisch) exakten Tonhöhe, Tondauer usw. gezeichnet. Die Klangle-
bendigkeit wird entscheidend durch zahlreiche, meist unregelmäßige fein-
modulatorische Vorgänge bewirkt.
Gerade die absolut präzise Regelmäßigkeit elektronisch erzeugter Klang-
strukturen wird - zumindest bei längerem Hören - als starr, leblos, eben
"elektronisch", empfunden.
Die vielfältigen Möglichkeiten eines Musiksynthesizers, ebenfalls abwechs-
lungsreiche Klänge zu formen, werden leider nur in den seltensten Fällen
wirklich in Anspruch genommen.

Versuchsbeispiel Nr. 29: Der S/H erzeugt eine ,Treppenmelodie'

Zufallsähnliche Steuerspannungen liefert das Sample & Hold-Modul (S/H),
das ebenfalls im Mehrfunktionsmodul enthalten ist.

Hierbei handelt es sich um eine Schaltung, die in Abhängigkeit von einer
bestimmten Taktfrequenz (Clock) aus einer beliebigen Schwingung sogenann-
te Proben (Samples) entnimmt und diese für die Dauer des Taktimpulses
festhält (Hold), d. h. speichert.
Führt man dem S/H-Modul z. B. eine sehr langsame Sägezahnschwingung
(1/5 Hz) zu und steuert es mit einer Clock-Frequenz von ca. 1 Hz, dann
würde in jeder Sekunde der gerade am Eingang anliegende Spannungswert
der Sägezahnschwingung gespeichert und für genau eine Sekunde an einen
angeschlossenen Baustein abgegeben. Die zwischenzeitlichen Spannungsän-
derungen der Sägezahnschwingung bleiben wirkungslos.

Wäre der zu steuernde Baustein beispielsweise ein Oszillator, dann ergäbe
sich eine treppenartig abwärtssteigende Tonfolge, die sich mit dem Neube-
ginn der Sägezahnschwingung in ähnlicher Form wiederholen würde (Abb.
73).
Erhöht man die Clock-Frequenz, dann entnimmt das Modul die ,Proben'
schneller und die Intervalle der "Treppenmelodie" werden (bei gleichbleiben-
der Frequenz der Sägezahnschwingung) entsprechend kleiner. Als Clock-Im-
pulsgeber kann die Rechteckschwingung des LFO-Moduls dienen. Die Clock-
Frequenz (auch Clock Rate) wird demnach mit dem Speed-Regler des LFO
geregelt.

Verfügt der vorhandene Soundlab-Synthesizer nur über einen VCO und
einen LFO, dann ist es notwendig, zur Erprobung des S/H-Moduls, den VCO


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