- 357 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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Musik, die nicht auf die Einbeziehung der Elektronik hin entworfen wurde, mit elektronischen Mitteln, die hier ihres Sinns entbehrten.“

Der polnische Komponist Kasimierz Serocki komponierte eine Pianophonie, quasi ein Konzert für Klavier und Orchester. Die Elektronische Klangumformung hat Serocki nur für das Soloklavier eingesetzt. Er verwendete unter anderem 4 Ringmodulatoren mit 4 Steuergeneratoren.

Generator 1 und 2 werden vom Pianisten eingestellt, die Generatoren 3 und 4 müssen von der Klangregie gespielt werden. Der Labortechniker des Freiburger Studios hat eigens für diese Komposition zwei Spezialoszillatoren entwickelt, die aufgrund ihrer Tastenanordnung z. B. Glissandis nicht nur nach oben oder unten spielbar machte, sondern auch diagonal. Auch in diesem Werk ist die Klangumwandlung genau definiert.

Die Abbildung aus Serockis Pianophonie zeigt, wie vollkommen der Komponist die Elektronische Klangerweiterung in sein Schaffen integriert hat. Der Pianist streicht mit den Händen über die Klaviersaiten, es entsteht eine Art schmalbandiges Rauschen. Generatoren 3 und 4, von der Klangregie gespielt, übernehmen die thematische Führung, indem sie einen Teil des Solothemas spielen und in den Ringmodulatoren auf den Klavierklang übertragen.

Ein letztes Beispiel ist aus Luigi Nonos ,Omaggio a György Kurtág‘ (Abb. 26). Der Komponist nimmt 3 Takte in einem Verzögerungsgerät auf, komprimiert sie durch Schichtung zu einem Akkord, den er zu einem späteren Zeitpunkt im Klang umgewandelt wieder einspielt. Nono nannte diesen musikalischen Vorgang: „Wie ferne Signale zu Kurtag“.

Ich möchte meine Ausführungen wenigstens mit einem klingenden Beispiel beenden.1

1
Das Klangbeispiel ist zu finden unter der Adresse http://www.epos.uos.de/books/e/en_st003/sound/sounds.htm
Zum 60 Geburtstag von Pierre Boulez komponierte Luigi Nono „A Pierre“ für Kontrabaßflöte, Kontrabaßklarinette und Elektronische Klangumformung.

Durch das selektierte und transponierte Signal erreicht Nono eine große Raumtiefe. Durch die verzögerten Klänge kann auch im Konzert nicht genau wahrgenommen werden, was original gespielte und was Lautsprecherklänge sind (Abb. 27). Kanonische Wiederholungen entfallen. Ich möchte meine Ausführungen mit eine Wort Nonos schließen: „Wir sollen studieren den Klang – suchen, hören und probieren.“


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