- 334 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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schwindigkeit der Scheibe bestimmte gleichzeitig das Bewegungstempo eines Klanges im Raum. Doch der Öffnungswinkel der Potentiometer war aus mechanischen Gründen zu klein, so daß der dynamische Regelvorgang nicht ausreichte. Außerdem versagten die Drehwiderstände nach kurzer Betriebszeit ihren Dienst. Betrachte ich den heutigen digitalen Universal-Raumklang-Verteiler des Freiburger Experimentalstudios, das Halaphon, so kann ich mit stiller Genugtuung feststellen, daß die eben genannten ersten Versuche doch ihren Wert hatten, denn das Grundprinzip des damaligen Funktionsentwurfs ist bis heute erhalten geblieben.

Das Experimentieren ging weiter, wobei, wie schon genannt, das Gate die professionelleren Möglichkeiten als meine alten Bastelarbeiten bot. Eine kleine Klangbewegung habe ich in der dritten Abbildung gezeigt. Bald stellte es sich jedoch heraus, daß Klangbewegungen des reinen Originalklanges eines Instrumentes mit sehr vielen akustischen Schwächen verbunden waren. Die physikalischen Grundlagen der Akustik können bei der ausschließlichen Dynamiksteuerung zu Problemen führen, die uns aus der Schwingungslehre – z. B. der Verdeckungseffekt – bekannt sind.

Wenn ich zwei Signalquellen mit gleicher Phasenlage und Dynamik getrennt aus zwei Lautsprechern höre, dann nehme ich die Signalquelle aus der räumlichen Mitte der beiden Lautsprecher wahr. Wir kennen alle diesen Vorgang aus der Stereophonie. Singt oder spricht z. B. eine Person aus der Peripherie einer kreisförmigen, über vier Lautsprecher gebildeten Klangbewegung, dann ist das Signal vom Zuhörer aus immer in der Mitte zwischen Originalquelle und Lautsprecher zu hören. Ich habe versucht, in Abbildung 6 skizzenhaft diesen akustischen Vorgang aufzuzeigen. Gespräche mit Jens Blauert haben mir sehr geholfen und mich angeregt, über die Frage der Phasenlage in der Raumorientierung bei meinen Versuchen immer wieder nachzudenken. So kann ich für eine Klangwegssimulation gehörpsychologisch die Wahrnehmungsschärfe einer Klangbewegungsrichtung vergrößern, wenn ich das über Lautsprecher wiedergegebene Signal in seiner Phase ein wenig – z. B. 5 Millisekunden – verschiebe. Vergleichen wir hierzu die nächste Abbildung.

Natürlich ist diese grafische Darstellung einer Klangbewegungs-Funktion sehr vereinfacht, die beiden farblich getrennten Kreise lassen jedoch den Unterschied zwischen einem Phasen gleichen oder ungleichen Lautsprechersignal erkennen. Ist die Position der Klangbewegung z. B. auf Lautsprecher 4 dann ist der akustische Eindruck der Position für den Zuhörer zwischen dem Original und Lautsprecher 4. Ist die Phase wenig verschoben, kann Lautsprecher 4 als Klangort identifiziert werden, ohne daß aufgrund der Phasenverschiebung weder die Klangfarbe, noch die formale Vorlage des Signals gestört wird. Problematischer wird diese Phasenverschiebung, wenn ich das Original gleichzeitig zur Klangbewegung noch z. B. auf Lautsprecher 2 live verstärke.

Werden zwei vollkommen gleiche Signale über einen Lautsprecher wiedergegeben, verändert sich die Amplitude, die Klangfarbe bleibt gleich. Ist eines der beiden Signale um einen bestimmten Betrag verzögert, dann werden bei der Zusammenmischung die Phasenlagen der einzelnen Teiltöne der beiden Klänge gegeneinander verschoben. Diese Phasenverschiebung ist für die einzelnen Teiltöne je nach Verzögerungszeit unterschiedlich: von doppelter Lautstärke bis zur Auslöschung. Eine gering verzögerte Signalbewegung, ca. 3–15 Millisekunden, und das gleiche Signal


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