mit seiner
Gehirn-Peripherie-Metapher in einem Gegensatz zur Metapher vernetzter Neuronen, die
manche
The Hub-Konzepte auszeichnet.
Dass ein gewisser Grad an Fixierbarkeit im Sinne traditionellen Musizierens auch in
Internetsystemen möglich ist – wodurch das Pendel einer improvisatorischer Beliebigkeit
wieder auf die Seite der Kontrollierbarkeit musikalischer Abläufe schwingt – soll mein
Projekt Quintet.net demonstrieren.
Wie eingangs erwähnt, sind beim Musizieren visuelle Anhaltspunkte von ähnlicher
Bedeutung wie akustische. Man denke dabei an den Schlag eines Dirigenten oder
das rhythmische Fußtippen von Kammermusikern. Zwar ist dieser Aspekt, der
durch Übertragung von Videodaten abgedeckt werden könnte, in Quintet.net
(noch) nicht implementiert, dafür liefert das System visuelle Stimuli durch ein
Echtzeitnotationssystem, das jeden Spieler über die Aktionen der Mitspieler
informiert.
Das Konzept von Quintet.net sieht vor, dass musikalische Phrasen als Sequenzen mit
fixiertem Timing (also keine Einzeltöne) an einen Server-Computer geschickt werden.
Zunächst müssen sich die Spieler mit ihrer Netzwerkadresse (IP-Nummer) beim Server
anmelden. Vom Server werden die Sequenzen dann an die Computer der Mitspieler
geleitet, die diese schließlich sowohl akustisch wie visuell darstellen. Die Klangsynthese
ist ebenfalls Bestandteil des Programms, da gewährleistet werden muss, dass alle Spieler
einen identischen Klang wahrnehmen.
Dass Synchronizitätsprobleme im Internet existieren wurde bereits angedeutet. Es
kann also nicht genau hervorgesagt werden, wann die musikalischen Ereignisse, sprich:
Sequenzen beim Server eintreffen. Außerdem bringt auch das Samplen von Phrasen einen
gewissen Verzögerungsfaktor mit sich. Spielt ein Spieler zum Beispiel eine Phrase von 6
Sekunden Dauer, so dauert es mindestens 6 weitere Sekunden bis die Partner diese ganz
gehört haben und darauf reagieren können. Auch deshalb ist die das Einbeziehen von
Notation als visuelle Ebene unverzichtbar: Direkt nach dem Eintreffen der Phrase
sehen die Mitspieler bereits das gesamte Material und können sofort reagieren.
5 Akkoladen zeigen jeweils das vom Server zurückgeschickte, gegebenenfalls
transformierte musikalische Material an, bevor die Synthese das Material zu Gehör
bringt.
Da die Notenanzeige nicht durch eine Vielzahl von Zeichen überladen werden darf
(schließlich müssen die Spieler in kürzester Zeit eine große Menge an Informationen
aufnehmen), wurde eine vereinfachte space notation implementiert, die artikulatorische
und dynamische Informationen durch Farben und Form der Notenköpfe kodiert:
- Blaue, schwarze oder rote Notenköpfe stehen für p, F/P bzw. f.
- Die Form der Notenköpfe deutet relative Dauern und damit Artikulation an:
- Viertelnotenkopf = kurze Dauer (< 65% des Zeitabstandes zur nächsten Note)
- Viertelnotenkopf mit Überbindung = Tenuto, Legato (65-120%)
- Ganzenotenkopf = Überlappung (>120%)
7 kurze senkrechte Striche teilen die Akkoladen in 2-Sekundeneinheiten ein.
Der Server nimmt neben dem Einsammeln und Vervielfältigen von Datenströmen
(Distribution) auch Aufgaben zur Koordinierung kompositorischer Vorgänge wahr.