- 263 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (262)Nächste Seite (264) Letzte Seite (507)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

den Sängerformanten weg, so wird der Klang zwar etwas dumpfer, jedoch bleibt die Vokalqualität des Instruments erhalten. (Abb. 14).

Man kann sogar sämtliche Teiltöne außer den ersten beiden wegfiltern, ohne den Klang gravierend zu verändern. (Abb. 15 und 16).

Da man die Menge der Teiltöne erstaunlicherweise auf zwei beschränken kann, bietet es sich an, den Klang des Theremins mit Hilfe von zwei Teiltönen (mit einem, beim Theremin häufig auftretenden Pegelunterschied von 18 dB zwischen dem 1. und 2. TT.) zu resynthetisieren. Hierzu wurde zunächst der Melodieverlauf nachgebildet. Erwartungsgemäß klang das Ergebnis wenig nach Theremin/Sopranstimme (Abb. 17).

Dann wurde mit Hilfe eines digitalen Hüllkurvenverfolgers die Theremin-Hüllkurve auf die synthetisierte Melodie übertragen (mit stark schwankenden Ein- und Ausschwingzeiten zwischen 50 und 800 ms und einer dem Vibrato entsprechenden Amplitudenmodulation von ca. 6 Hz). Mit anderen Worten, man hatte nun einen synthetisierten Thereminklang ohne Tonhöhenschwankungen. Auch dieses Ergebnis klang weder nach Sopran noch nach Theremin (Abb. 18).

Schließlich wurden die noch fehlenden Tonhöhenschwankungen in Form eines Vibratos (6 Hz und einer Modulationstiefe von 1,5 %) hinzugefügt.

Erst nach dieser Maßnahme erhielt der Klang einen vokalisch anmutenden Charakter. (Reichert man die beiden Teiltöne ohne Amplituden-Hüllkurve mit diesem Vibrato an, stellt sich streckenweise ebenfalls dieser vokalische Eindruck ein. Aufgrund der noch fehlenden zeitlichen Hüllkurve ist der Klang jedoch noch weit von einem Sopran/Theremin-Klang entfernt) (Abb. 19).

Dieser vokalische Eindruck verstärkt sich, wenn man die kleinen stimmähnlichen Tonübergänge zwischen den einzelnen Tönen hinzufügt (Abb. 20).

Es bleibt die Frage, warum das Theremin erst ab einer bestimmten Höhe nach Sopran klingt und ab welcher Tonhöhe sich dieser Klangeindruck einstellt.

Stellt man aus den solistisch erklingenden Theremin-Klängen von den Aufnahmen Clara Rockmores eine Tonleiter zusammen, so bekommt man schnell einen Überblick über zwei verschiedene Register des Theremins:

Zum einen ein tiefes, mehr oder weniger synthetisch klingendes Register unterhalb von g1 und zum anderen ein hohes, sehr sopran-ähnliches Register oberhalb von g1 (Abb. 21).

Die stärksten Teiltöne bewegen sich stets parallel zur Grundtonhöhe, jedoch bewegen sich diese relativen Formanten stets unterhalb einer Frequenz von ca. 800 Hz.

Oberhalb von g1 kann man nur noch zwei Teiltöne in diesem Bereich bis 800 Hz finden: Den Grundton und den zweiten Teilton. Diese beiden Teiltöne sind weitaus stärker als alle restlichen Teiltöne des Spektrums.

In diesem Register hat man eine ähnliche spektrale Situation wie bei einer Singstimme, die den Vokal „a“ auf gleicher Höhe singt: Es ist ab g1 nur noch der zweite, und mit ansteigender Grundtonhöhe nur noch der erste Teilton, der besonders stark hervorgehoben wird. Ähnlich wie bei der Singstimme braucht auch das menschliche Ohr nur noch einige wenige (oder besser nur noch zwei) Teiltöne im typischen Formantbereich, um dem Thereminklang eine Stimmqualität zuzuweisen,


Erste Seite (1) Vorherige Seite (262)Nächste Seite (264) Letzte Seite (507)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 263 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music