- 24 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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ren zum erstenmal vom Ethnologen „beobachtet“ wird, vollzieht sich ein Bruch: er wird sein Musizieren nie mehr so wie vorher als selbstverständliches Teil eines Rituals begreifen können, sondern er weiß nunmehr, daß dieses Musizieren für andere Menschen etwas der Beobachtung Interessantes, Fremdes darstellt – mit anderen Worten, sein Weltmythos ist entschleiert, weil er ungewollt darauf aufmerksam gemacht wurde, daß man sich diesem seinem Mythos auch anders als auf rituelle Weise nähern kann.

Die Bewahrung der verschiedenen Musikstile der Welt ist eine mittlerweile nicht mehr zu stellende Aufgabe, da inzwischen kaum noch Musikstile oder Musizierweisen existieren, die unbeeinflußt von der westlichen (oder auch einer anderen, im jeweiligen geopolitischen Raum dominierenden Kultur) Kultur geblieben sind.

Werden dann die verschiedenen Musikstile der Welt in einen einheitlichen Musik-Brei verschmelzen? Sozusagen das Prinzip der Muzak-Berieselungs-Musik, World Music als weltweite Musik mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner aller Musikrichtungen?

Versuchen wir abschließend, dem dreiköpfigen Medusenkopf unseres Schlagwort-Themas doch noch einen positiven Aspekt abzugewinnen. Vielleicht hilft es, wenn wir die drei Schlagwörter als eine potentielle Einheit aufzufassen versuchen: Globale Musik im globalen Dorf, ermöglicht durch ein global vorhandenes Imaginieren als potentiell unerschöpfliche Vielfalt von Kulturen, Sprachen, Meinungen, Musikstilen – über die mit Neugierde und Respekt diskutiert wird – das wäre sicher eine positive Vision.

Global Village, Global Brain, Global Music also nicht als statische Beschreibung eines mehr oder weniger fiktiven Ist-Zustandes, nicht im Sinne einer Konformitätsverstärkung westlicher Denkweisen und Lebensentwürfe – sondern verstanden als aktiver permanenter Prozeß der Diversifizierung und Auslösung immer neuer kreativer Prozesse durch tolerante Diskussion und Schaffung von experimentellen Freiräumen. So verstanden liegt auch in den aktuellen technologischen Entwicklungen der Kommunikationsindustrie eine große Chance und Vision.


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