Global Village, Global Brain, Thomas A. Troge Die Veranstalter des diesjährigen KlangArt-Kongresses wählten als Thema und Motto ein quasi aus Schlagwörtern zusammengesetztes Meta-Schlagwort, wohl wissend, daß damit Zustimmung und Provokation gleichermaßen auszulösen sind. Schlagwörter haben es an sich, daß jedermann zu wissen glaubt, was gemeint ist; sieht man jedoch genauer hin, stellt man fest, daß eher das Gegenteil der Fall ist: Grobe oder schwammige Vereinfachungen, die es jedermann erlauben, das zu verstehen, was er verstehen will – und somit das genaue Gegenteil von dem tun, was sie zu tun vorgeben. Die Durchsetzung eines Schlagworts setzt nicht Exaktheit der Definition voraus, sondern vielmehr, daß ein bestimmtes Phänomen für eine große Zahl von Menschen auf einer eher irrationalen und emotional besetzten Ebene virulent geworden ist. Nicht umsonst haben alle großen Volksführer die Kunst beherrscht, durch Bildung von einprägsamen Schlagwörtern, welche auf die jeweiligen Ängste, Frustrationen und Befürchtungen der Menschen Bezug nahmen, die Aufmerksamkeit und Zustimmung der Massen zu gewinnen. In einem Handbuch der Soziologie werden z. B. die populären Thesen Marshall McLuhans mit folgenden Worten (auszugsweise) behandelt: „Hier [d. h. in den Schriften McLuhans] wird mit der rechten Kombination aus Intelligenz, Arroganz und Pseudowissenschaftlichkeit“1
Gerechterweise muß man aber auch sagen, daß ein Schlagwort wie das vom Global Village auch insofern ein Positives hat, als es zum Träger und Beförderer eines wachsenden Bewußtseins für ein weltweites Verantwortungsbewußtsein geworden ist. Im folgenden will ich nun diese Schlagwörter ein wenig kritischer unter die Lupe nehmen und einige Gedanken dazu vortragen. Ich bin weit davon entfernt, irgendwelche wissenschaftliche Wahrheiten über das Thema verkünden zu wollen. Ich möchte auch nicht einen linearen Diskurs im Stile einer wissenschaftlichen Abhandlung halten, sondern ich möchte mich dem Thema eher im Stile des Soziologen Norbert Elias umkreisend nähern und dabei wiederholend immer andere Facetten betrachten.
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