- 198 -Curwen, John Spencer: Schulmusik im Ausland 
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dessen Pionier John Spencer Curwen auch war, half, die Aufmerksamkeit britischer
Komponisten auf diese Möglichkeit zu richten. Die Chormusik, die in England während der
vergangenen zwanzig Jahre von Elgar, Bantock, Walford Davies, Vaugham Williams und einer
Unzahl junger britischer Komponisten veröffentlicht wurde, wird mit dem, was noch kommt,
einen corpus bilden, auf den dieses Land in künftigen Generationen stolz sein wird, wie es heute
stolz auf die Madrigalisten des 16.Jahrhunderts ist.
Kein anderes Land, das die Führung in der Musik beansprucht, gewiß aber nicht Deutschland,
kann Ergebnisse im Chorgesang vorweisen, die mit denen unserer Chöre vergleichbar wären.
Ich habe am gleichen Abend einen englischen und einen deutschen Männerchor singen gehört.
Die Deutschen führten uns aus voller Kehle zauberhaft ein Volkslied auf, - in seiner Art war es
erfreulich -, aber als die von einer langen Reise ermüdeten Yorkshire-Leute folgten, öffneten sie
jenem Düsseldorfer Publikum die Augen für ganz neue Bereiche des Chorgesangs. Einige Jahre
später hielt Mr.Curwen anläßlich eines Internationalen Kongresses für Musiklehrer in Berlin
einen Vortrag über das Tonic Sol-fa System. Dem Überblick über die Ergebnisse, die
Musiklehrer in diesem Lande erreicht haben, glaubte man einfach nicht. Die von jenen
deutschen Lehrern, die das Gehörsingen für abgesichert hielten, gestellte Frage war, ob die
Geige oder das Klavier das bessere Einübeinstrument im Klassenunterricht sei. Den
atmosphärischen Unterschied zwischen beiden Ländern führe ich zum großen Teil auf den
Einfluß der Curwens, Vater und Sohn, zurück.
Es lag weitgehend an der Tragödie seiner Taubheit, daß John Spencer Curwen die jüngsten
Entwicklungen der Chormusik nicht würdigen konnte, zu denen er die Grundlage zu legen
geholfen hatte. Für ihn, so denke ich, repräsentierten Henry Smart und seine Schule einen
Höhepunkt, und unsere modernen Komponisten erschienen ihm dekadent. In der Auswahl der


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