2. Qualitäten des Handys
»Mobile phones ... are small, mobile, constantly on, and potentially always
connected.«1
Brown, Barry: Studying the Use of Mobile Technology. In: Brown, Harry
u.a.(Hg.): Wireless World. Social and Interactional Aspects of the Mobil Age.
London 2002, S. 5
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Ausgehend von diesem Zitat werden hier die vier zentralen Qualitäten des Handys
vorgestellt: mobil, immer eingeschaltet, potentiell immer vernetzt und digital.
»Mobiltelefon«, die offizielle deutsche Bezeichnung für das Handy, beinhaltet bereits die
erste der zentralen Qualitäten dieses neuen Mediums: die Mobilität. Die im
Zitat an erster Stelle genannte Qualität »small« ist redundant, da sie in der
zweiten genannten Qualität »mobile« so gut wie implizit ist. Denn wenn das
Handy nicht klein und handlich wäre, wäre es auch nicht mobil. Deshalb wird die
Qualität klein unter mobil subsumiert und nicht als zentrale Qualität in die
Bestimmung des Handys mit einbezogen. Was bedeutet es, dass sich das Telefon
seines Kabels entledigt hat und nun über Funk funktioniert? Telefonieren kann
potentiell an jedem Ort stattfinden – zumindest solange man sich nicht in einem
Funkloch2
Aufenthalt im Funkloch kann für den Handybesitzer zweierlei sein: »Maybe it’s a vacation –
maybe it’s amputation.« Hall, Justin: Living Loud: the Mobile Lifestyle. In: The Feature. It’s
all about the mobile Internet, http://www.thefeature.com/, 19.08.2002 (Stand 08.08.2003)
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befindet. Mobil heißt auch, dass das Gerät ein ständiger Begleiter ist, immer in
Reichweite. Kommunikation mit einem entfernten Gesprächspartner beziehungsweise
natürlich auch Datenkommunikation von Gerät zu Gerät ist mit dem Handy von jedem
Ort aus möglich.
Die zweite zentrale Qualität des Handys ist die, dass es immer eingeschaltet ist.
Das Mobiltelefon wird nicht in dem Moment eingeschaltet, in dem es benutzt
werden soll, sondern ist »constantly on«, um jederzeit erreichbar zu sein und
das Gerät ohne Verzögerung durch das Einschalten nutzen zu können. Dass
das Handy nie ausgeschaltet ist - es höchstens in bestimmten Situationen auf
›lautlos‹3
Zur eigentlichen Eigenart des Handys laut zu ›klingeln‹ mehr im Kapitel 3 über Klingeltöne
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gestellt wird, um die eingehende Kommunikation, wenn schon nicht sofort anzunehmen,
dann doch wenigstens aufzeichnen zu können - ist nicht nur technisch problemlos,
sondern wird auch gesellschaftlich erwartet: Es hat sich geradezu eine »Paranoia der
Erreichbarkeit«4
Schneider, Manfred: Im Informationsnetz gefangen: Mobiltelefon und Message-Machines. In:
Kemper, Peter (Hg.): Handy, Swatch und Party-Line. Zeichen und Zumutungen des Alltags,
Frankfurt 1996, S. 19
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entwickelt.
Das Mobiltelefon ist potentiell immer verbunden, das ist seine dritte zentrale Qualität.
Der Kommunikationskanal des Handys ist immer auf »Standby« also potentiell
offen, nicht nur für eingehende Telefonanrufe, sondern darüber hinaus auch für
multi-mediale Kommuniaktion. Ein neues Medium beinhaltet immer auch ein altes
Medium,5
im Falle des Handys mehrere alte Medien. Also ist das Mobiltelefon
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