Klingeln und rauschunterlegter Unterhaltung bis hin zum Handyklingeln
spiegelt sich die Veränderung der Telefonkultur in der populären Musik
wider.21
Vgl. zum Beispiel den Song SMS von den Barcode Brothers (Universal 2002), oder Free Baby
von Baba Fen (2002)
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Ein Phänomen, das die Ausbreitung und Auswirkungen des Klingeltonphänomens in der
Popkultur anschaulich macht, ist der Hit Call Me. Im Frühjahr 2003 lief auf dem
Musikkanal MTV Deutschland ein Werbespot, der dazu aufrief, die Webseite des Senders
zu besuchen und dort (kostenpflichtig) Klingeltöne herunterzuladen. In diesem in der
Ästhetik eines Musikvideos gestalteten Spot geht es darum, dass der Protagonist nur
solange cool ist und an Image gewinnt, solange sein Handy mit dem MTV-Klingelton
Call Me klingelt. Denn während dieser zu hören ist, tanzt er umringt von ›gut
aussehenden, knapp bekleideten Backgroundtänzerinnen‹. In dem Moment in dem das
»Klingeln« aufhört verschwinden die Insignien seiner Coolheit und er fleht seinen Freund
an, ihn erneut auf seinem Handy anzurufen. Der Spot war sehr bekannt und
erfolgreich, woraufhin eine eigens gegründete Band namens Mr. Mobile den Hit
Call Me auf Grundlage des im Spot zu hörenden Klingeltons produzierte. Die
Melodie des Klingeltons wurde hier also nicht nach dem Vorbild eines Hits
komponiert, sondern der Hit wurde nach dem Vorbild des Klingeltons produziert.
Dem Phänomen zuträglich ist die Tatsache, das bei vielen aktuellen Hits die
Hookline22
Markante, kurze, im Lied wiederholte melodische Figur mit (hohem) Wiedererkennungswert
[Vgl. Wicke, Peter und Ziegenrücker, Wieland: Handbuch der populären Musik. Schott 2001]
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genauso lang ist wie ein üblicher Loop eines
Klingeltones.23
Wobei aber nicht auszuschließen ist, dass einige auch extra so gewählt werden, um sie auch
als Klingelton gut vermarkten zu können.
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3.4. Klingeltöne als Grundlage der Handymusik
Handymusik meint in dieser Arbeit nicht das Komponieren von Klingeltönen.
Komponierte Klingeltöne können aber ein Werkbestandteil sein, wie etwa bei
Dialtones24 oder
Wählt die Signale!.25
Dabei steht nicht der Klingelton eines einzelnen Handys im Vordergrund, die Musiker
arbeiten vielmehr mit einer großen Anzahl von Mobiltelefonen und Klingeltönen, die
gemeinsam zu hören sind. Es erklingen sozusagen die Klingeltöne eines Orchesters aus
Handys. Bisher werden diese Werke von der reduzierten Ästhetik der Klingeltöne
bestimmt. Dieses Phänomen ist aber vorübergehender Natur, mit verbesserter Technik
wird dieses Phänomen verschwinden. So wie man der mit dem C-64 produzierten Musik
ihre Herkunft noch anhören konnte, aber aktuelle Computermusik nicht mehr
notwendigerweise als solche zu identifizieren ist, wird auch die Entwicklung der
Klingeltöne verlaufen.
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